Dienstag, 21. Oktober 2008

das Warten



Wir warten noch auf das Ja der Gemeinde!?

Hier noch einige Informationen zum Projekt:

„Diejenigen, die im Tal geboren sind, sehen die Berggipfel nicht. Sie sehen den Boden, den sie bearbeiten, und sehen selten die Ebene, wo sie die Produkte ihrer Arbeit tauschen. Selten schauen sie in die Ebene, weil diese meistens vernebelt ist.“ schreibt Villém Flusser und vergleicht seine innere Landkarte von einem Tal mit den tatsächlichen Gegebenheiten von Tälern. Es sind Orte der Bewegung, in denen das Wasser talabwärts fliesst und Propheten talaufwärts auf Gipfel steigen um ihren Erkenntnissen ein kleines Stück näher zu sein. Fortschritt und Entwicklungen finden sich in den Ebenen und von dort laufen sie bergauf und bleiben in den Tälern haften, dort werden sie zu Traditionen.
„Für die Kommunikationsforschung sind Täler Orte, in denen der Diskurs der Ebene zum Dialog wird.“ und so sind sie für Flusser Orte für Dichter und Denker. Die Tradition hat sich gehalten, die neuen Entwicklungen schwappen ab und an herauf aus dem Tal.

Peter Trachsel hat sich mit diehasena vor längerem im Prättigau eingenistet und reagiert mit dem Projekt „14 Räume für die Kunst oder wenn es dunkel wird im Tal“ auf eine verkehrstechnische Änderung, die die Nichtorte des Tales - wer sich in der Bewegung aufwärts oder abwärts befindet, möchte nicht verweilen – zu Nichtorten der Welt werden lassen. Um den Verkehr sich ungehindert auf die Gipfel oder in die Ebenen bewegen zu lassen, wird er aus den Dörfern herausgelöst und so entstehen zwei Welten – ein fliessende und eine stehende. Die Bewegung vollzieht sich schnell im Dunkeln, das Leben kann langsam und ungestört seinen Verlauf im Hellen nehmen. So können die Philosophen zügig zu ihren Erkenntnissen auf die Gipfel ziehen und oder wieder den Innovationen der Ebenen zuwandern. Peter Trachsel sucht diese Welten zusammenzubringen, indem er in den vom Verkehr bald verlassenen Orten nach Räumen sucht, die er Menschen aus der Ebene zur Verfügung stellt, Kulturschaffenden, die über längere Zeit den Fluss bergauf und bergab betrachten und im Leben im Tal den Dialog suchen können.

„Worauf werden wir warten, wenn wir nicht mehr warten müssen um anzukommen?“ fragt sich Paul Virillo, ein Philosoph der Ebene. „Schon unser gegenwärtiges Reisen ist kaum mehr als das Warten auf die Ankunft – was wird es sein, wenn selbst diese kurze Wartezeit entfällt?“ Während wir die Orte der Welt zu austauschbaren Plätzen mit anderen Namen werden lassen, gibt es sie noch, die Räume, die sich die Zeit nehmen das Wogen zu betrachten. Die „14 Räume für die Kunst“ bringen die Welten wieder zusammen und lassen Ideen den Raum um ins Fliessen zu kommen. Dann können die vagabundierenden Philosophen verweilen, um erhellende Momente an stillen Plätzen zu erleben, an denen der Verkehr der menschlichen Bewegung ungehindert vorbei fliesst.

Pfyn, 6.April 2008 Alex Meszmer